Die Iren lieben nicht nur Sport, sie sind im wahrsten Sinne verrückt danach. Doch wer nun denkt, dass die Iren wie besessen Fußball, Tennis, Leichtathletik oder andere populäre Sportarten schauen oder gar selbst spielen würden, liegt falsch. Denn die Iren stehen auf einen ganz speziellen Sport, die sogenannten Gälischen Sportarten (Gaelic Games), die es nur in Irland gibt.


Zu den bekanntesten und gleichzeitig beliebtesten Gaelic Games zählt das Gaelic Football. An zweiter Stelle rangiert Hurling. Weniger populär sind das sogenannte Rounders (eine Art Schlagballspiel) und Gaelic Handball.
Gaelic Football: Eine Mischung aus Rugby und Fußball
Beim Gaelic Football stehen sich zwei Mannschaften mit jeweils 15 Spielern gegenüber. Ziel des Spiels ist es, einen Ball in oder über das gegnerische Tor zu befördern. Ein Tor besteht aus zwei 6 Meter hohen Pfosten, die in einer Höhe von 2,40 Meter mit einer 7 Meter breiten Querlatte verbunden sind. Wir der Ball über die Querlatte diese H-förmigen Tores befördert, gibt es einen Punkt. Landet er im Tor (also unterhalb der Querlatte), gibt es drei Punkte.
Die Regeln des Spiels erschließen sich für den Laien nicht sofort. Der Ball darf sowohl mit den Füßen als auch mit den Händen weitergespielt werden (die Hände sind allerdings nicht erlaubt, um den Ball vom Boden aufzunehmen). Mit dem Ball in der Hand darf ein Spieler maximal 4 Schritte laufen. Danach muss er ihn entweder abspielen oder die sogenannte Toe-to-Hand-Technik anwenden. Dabei lässt er den Ball auf die Fußspitze fallen und kickt ihn wieder zurück in seine Hände. Eine schwere Übung, wenn man bedenkt, dass er diese Bewegungstechnik während des Laufens vollzieht und gleichzeitig die nicht immer milden Attacken gegnerischer Spieler abwehren muss.
Hurling: Eine Mischung aus Rasenhockey und Gaelic Football
Zwischen Hurling und Gaelic Football gibt es einige Gemeinsamkeiten. So sind Spielfeld und Anzahl der Spieler (also 15 je Mannschaft identisch). Auch die Art Punkte zu erzielen ist gleich: Wird der Ball über die Querlatte des H-förmigen Tors befördert, gibt es einen Punkt, gelangt er ins Tor, gibt es 3 Punkte für die angreifende Mannschaft.
Der entscheidende Unterschied zum Gaelic Football ist: Beim Hurling müssen die Spieler einen etwa handgroßen Korkball (etwa 4 cm Durchmesser) mithilfe einer Art Hockeyschläger, dem sogenannten hurley, ins Tor befördern (das im Gegensatz zum Gaelic Football nicht bewacht ist). Dabei dürfen auch Hände und Füße benutzt werden. So darf der Ball zum Beispiel auch gefangen und 4 Schritte getragen werden. Der hurley ist circa 1 Meter lang am unteren Ende mit einer Vertiefung für den Ball versehen. Gespielt wird in zwei Halbzeiten mit jeweils 35 Minuten.
Beim Hurling handelt es sich übrigens um geschichtsträchtiges Spiel, das bis in die mythische Vergangenheit der Kelten zurückweist: Vorläufer des Hurling werden bereits in keltischen Sagen erwähnt.
Gaelic Games: Einführungs-Video
Gaelic Athletic Association GAA: Die zweite Macht im Staat
Die Gaelic Games sind in Irland sehr populär und werden in den meisten Regionen aktiv betrieben. Jedes Jahr finden Ende September in Dublin die Endausscheidung im Gaelic Football und Hurling statt. Dann strömen 60.000 Menschen zu den Spielen und feuern ihre Mannschaft leidenschaftlich an. Allerdings ohne dabei über die Stränge zu schlagen. Gewalttätige Ausschreitungen sind nicht bekannt.
Die Gaelic Games sind in Irland durch einen eigenen Verband, die Gaelic Athletic Association (GAA), organisiert. Die GAA wird übrigens scherzhaft (hinter der katholischen Kirche) als die zweitwichtigste Institution in Irland bezeichnet wird. Das ist gar nicht so weit hergeholt. Denn immerhin zählt die GAA 800.000 Mitglieder. Bei einer Bevölkerung von 6 Millionen heißt das, dass mehr als 13 Prozent der Iren Mitglied im GAA sind. Dabei handelt es sich allerdings zu einem Großteil um Männer.
Der GAA wurde bereits 1884 gegründet, um die Tradition der irischen Sportarten vor dem Vergessen zu bewahren. Zur damaligen Zeit war die Gründung der GAA auch eine Art politisches Statement gegenüber der englischen Besatzungsmacht: Ein Zeichen für die kulturelle Eigenständigkeit der Iren.
Obwohl sehr populär und in Irland weit verbreitet werden die Gälischen Sportarten ausschließlich auf Amateurbasis betrieben. Trotz dessen kann man in Irland auch durch Hurling oder Gaelic Football zum landesweiten Star aufsteigen. Und auch wenn der Sport die Kassen der Sportidole nicht füllt, dürfen Sie mittlerweile durch Werbung ein paar Euro dazuverdienen.