Die Vorzeichen standen schlecht in dem erzkatholischen Land, weshalb die Überraschung umso größer ist: Irland beschließt mit überwältigender Mehrheit die Einführung der Homo-Ehe. Mehr als 62 Prozent stimmten per Volksentscheid für eine Verfassungsänderung, die die Ehe zwischen Schwulen und Lesben gesetzlich gleichstellt.


Die Homo-Ehe ist eine soziale Revolution
Der Volksentscheid stellt nicht nur einen Meilenstein für Irland dar. Er ist sozusagen eine soziale Revolution, wenn man bedenkt, wie viel Einfluss die katholische Kirche in dem kleinen Land noch bis in die jüngste Gegenwart ausübte. Das einst blinde Vertrauen der Iren in die katholische Kirche wurde in den letzten Jahren allerdings durch viele Skandale erschüttert. Zahlreiche Fälle von Kindesmissbrauch und Misshandlungen in Kinderheimen haben in der irischen Gesellschaft ein Umdenken und einen gesellschaftlichen Wandel eingeläutet.
Und in keiner Gesellschaft scheint der Wandel so schnell vonstattenzugehen, wie in der irischen. Noch bis 1993 waren Ehescheidungen per Gesetz verboten und wurden auch nur mit knapper Mehrheit – ebenfalls in einem Volkentscheid – ermöglicht. Homosexualität stand bis 1995 sogar noch unter Strafe.
Und heute: Heute ist Irland das erste Land in Europa, in dem die Homo-Ehe per Gesetz erlaubt ist. Eine Ohrfeige für die katholische Kirche, die sich naturgemäß gegen eine Legalisierung ausgesprochen hatte.
Rom kritisiert das Ja der Iren als „Niederlage für die Menschheit“
Doch in Rom scheint man die Zeichen der Zeit nicht erkannt zu haben. Statt sich mit den Gründen und dem eigenen Beitrag zu dem Ergebnis des Volksentscheids auseinanderzusetzen, kritisiert die römische Kurie das Ergebnis und damit die Iren scharf. So sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in Rom: „Ich glaube, man kann nicht nur von einer Niederlage der christlichen Prinzipien, sondern von einer Niederlage für die Menschheit sprechen“.